Infotafeln mit Namen von Schönebecker Persönlichkeiten

Eine erste Informationstafel über Schönebecker Persönlichkeiten ist am Dienstag, 22.12.2015, in der Thimannstraße in Schönebeck enthüllt worden. Wie der Heimatforscher Dr. Hans-Joachim Geffert, der die Aktion initiiert hat, bei der feierlichen Enthüllung sagte, sei es die erste von insgesamt 39 Geschichtstafeln in der Elbestadt. 39 Straßennamen im Stadtgebiet erinnern an bedeutende Schönebecker Bürger(innen). Die ermittelten Standorte sind allesamt von besonderem historischem Interesse. An ausgewählten Orten werden nun nach und nach weitere Informationstafeln angebracht. Die Herstellung und Montage finanzieren private Spender. Jede Tafel ist stabil und wetterfest montiert. Die Ausführung wurde so gewählt, dass die Informationen kurz und knapp lesbar sind. Im Gegensatz zu einem Museum sind die Tafeln jederzeit zugänglich und informieren "hautnah", direkt am Ort der Geschichte. Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch begrüßte ausdrücklich das vorgestellte Projekt und bedankte sich herzlich bei den Initiatoren und Spendern. Ein großer Dank ging ebenfalls an Mathias Hille und Britta Meldau. Die Mitarbeiter vom Schönebecker Stadtarchiv hatten das Projekt mit Recherchearbeiten, historischen Unterlagen und Fotos sowie vielen geschichtlichen Fußnoten unterstützt. Geboren wurde die Idee, als 2005 eine Ausstellung über 100 bedeutende Personen im Kreismuseum stattfand. Das Geld für die Realisierung der ersten Schilder wurde auf der Geburtstagsfeier des Schönebecker Rathauspreisträgers Hans-Joachim Geffert gesammelt. In Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv wurden die Texte anschließend ausführlich erarbeitet, welche hier etailliert aufgelistet sind:

Johannis Thimann
(1612-1636)
Thimann war Ackerbürger in Schönebeck und besaß 3 Grundstücke: Breite Weg 21-vom Großvater-, Markt 6-vom Vater- und Baderstraße mit Garten; insgesamt 110 Morgen Acker, 1/2 Morgen Wiese und 390 Thlr. Vermögen. 1632 verstarben innerhalb kürzester Zeit sein Vater Andreas, seine Brüder Andreas und Christoph sowie seine Schwestern Anna, Magdalena und Elisabeth an den Folgen der  Drangsale der Kaiserlichen unter Pappenheim in der Stadt. 1636 brachten die einrückenden Schweden die Pest mit, an der auch Johannis Thimann erkrankte. Er wurde einer der 582 Opfer dieser Seuche in diesem Jahr in Schönebeck. Kurz vor seinem Tod verfasste am 24.9.1636 er als einziger Überlebender seiner Familie das nachfolgende Testament:

"Im Namen der heiligen, hochgelobten Dreifaltigkeit, Amen! Ich, Hanß Thimann, Bürgers-Sohn allhier in Schönebeck vor männiglichen urkunde und bezeuge:...

1. befehle ich, meinen Körper nach Christlichem gebrauch auf Sanct Nicolai-Kirchhof ... zu geben.
2.vermache ich ... zum ewigen gedächtniß ... Großvaters hof, daß daraus solte gemacht werden ein frey Hospital, darinnen alte, abgelebte Bürger ... sich umb ein gebührendes Geld möchten einkauffen...und  solte das Hospital nach meinem Nahmen als St.Johanns- oder Thimanß-hospital genannt werden.
3. verordne ich 100 Thlr. in der Kirche zu St.Nicolai, daß davon ... sol gebauet werden.
4. verordne ich, das meine nechsten freunde haben solen 10 Thlr.
5. verordne ich, (daß) die Schulden bezahlet werden. Am Tage St. Johannis des Evangelisten, welcher der dritte Tag ist in den heyligen weynachten, (soll) für 6 Thlr. Brot oder Semmeln (für Bedürftige ausgegeben werden).
6. verordne ich, ...daß der elteste Schöppe die inspection über dieses Hospital haben solle.
7. verordne ich, daß derselbe, (der sich) diese meine Vermachung zu seinem eigenen nuz (verschafft), von den Gerichten ... gestraffet werde.
8. will ich, daß dieses (sich) ferner vermehre.

Zum bestendigen Zeugniß dieses meines letzten willens, habe ich darüber diese gegenwertige form verfertigt, dieselbige mit miene eigenen händen geschrieben und mit meinem gewöhnlichen Pitschaft versiegelt, mit eigenen händen unterschrieben und dann hernach also verschlossen und versiegelt und zu hinterlegung den Gerichten allhier zu Schönebeck selber übergeben. Geschehen zu Schönebeck, den 24 Septembris Anno 1636. Hanß Thiman"

Die zügige Umsetzung des Testaments bereitete Probleme. Zwar wurde 1662 in der Stein-straße ein Haus aufgekauft, um dort ein Hospital einzurichten, aber kein Bürger wollte in diesem "Armenhaus" wohnen. So wurden anfangs nur die Almosen zur Weihnachtszeit verteilt. Erst 1706 wurde vor dem Salzer Tor (heute Arkade) ein Hospital mit 6 Wohnungen eingerichtet, wo jedem Hospitaliten frei eine Kammer, eine gemeinschaftliche Wohnstube  (auch Betsaal), Holz, Licht, Bier, 8 Scheffel Brotkorn jährlich und wöchentlich 4 Groschen zur Verfügung standen. 1853 wurde wegen Baufälligkeit des alten Hospitals auf Veranlassung von Bürgermeister Schneider in der Johannisstraße ein neues, vergrößertes Hospital für 21 Hospitaliten aus Stiftsvermögen erbaut und bezogen. Dazu wurden jährlich 72 Brote am 3. Weihnachtstag an Bedürftige vergeben. 1910 betrug das Vermögen der Stiftung 229 000 Mark. Nach der Wende  entspracht das Stift nicht mehr den nötigen Anforderungen und stand seit 2002 leer. 2011 restaurierte die SWB GmbH den Komplex und richtete der Thimann-Residenz in der Thimannstraße ein geräumiges Altenheim ein.