03.03.2017 - Feuerwehr Elbenau: Mit Briefkastenaktion Mitglieder werben

Stadtwehrleiter Uwe Tandler machte angesichts des flächendeckenden Personalproblems der Schönebecker Freiwilligen Feuerwehren während der Jahreshauptversammlung der Stadtteilwehr Elbenau am Samstag einen unkonventionellen Vorschlag, der Zuspruch erhielt: „Zumindest in kleineren, dörflichen Wehren könnte man doch einfach einmal Aufnahmeanträge in die Briefkästen der Bürger werfen.“ Für die Stadtteilwehr bedeutet dies: In Elbenau und in Grünewalde. Es werden vielleicht nicht Scharen neuer Mitglieder zu erwarten sein, aber immerhin hat man auf das Problem aufmerksam gemacht, und der eine oder andere, dem das selbstlose, interessante und engagierte Ehrenamt der Kameraden noch nicht ganz bewusst war, empfiehlt diesen Antrag vielleicht weiter oder füllt ihn gar selbst aus. Beifall, denn laut Struktur fehlen allein der Elbenauer Wehr sieben aktive Mitglieder.

Wenn sich auch die Erhöhung des Aktivenalters von 65 auf 67 um zwei Jahre verschiebe, dann gibt es ohnehin nur wenige Kameraden, die mit 65 noch aktiv sind oder sein können. 80 Prozent gehen schon vorher in die Alters- und Ehrenabteilung, so Stadtteilwehrleiter Ronald Mühlsiegel. Die politischen Verantwortlichen im Land seien deshalb und überhaupt gefordert, die ehrenamtliche Arbeit der Feuerwehren wieder attraktiver zu machen und dazu beizutragen, waren sich die Kameraden einig. Fünf ganz besondere Elbenauer Kameraden haben das Eintrittsprocedere längst hinter sich und wurden am vergangenen Samstag im Gerätehaus geehrt oder befördert: Hartmut Böhmer für seine 50-jährige Mitgliedschaft (Foto 2), Marcel Ohle (Foto 3) und Stefan Funken (in Abwesenheit) mit der Beförderung zum 1. Hauptfeuerwehrmann, Hans-Jürgen Ohle (Foto 1) mit der Beförderung zum Oberlöschmeister und nicht zuletzt Sascha Kunstmann (Foto 4) von der Jugendwehr mit der Ernennung zum Gruppenführer.

Zunächst aber trug Stadtteilwehrleiter Ronald Mühlsiegel den Rechenschaftsbericht für 2016 vor, hier einige Auszüge aus dieser Bilanz: Die 1922 gegründete Elbenauer Freiwillige Wehr feiert in diesem Jahr ihr 95-jähriges Jubiläum, und man sieht dem 100. Geburtstag schon jetzt mit einiger Zuversicht entgegen, begann er seinen Bericht. Derzeit gibt es 42 Mitglieder, davon 19 aktive Kameradinnen und Kameraden (davon eine derzeit im Babyjahr und einer wegen Lehrzeit beurlaubt). Drei Kameradinnen machen Innendienst, sechs sind in der Alters- und Ehrenwehr, 14 sind Mitglieder der Jugendwehr und 10 fördern die Arbeit der Feuerwehr. Das Einsatzgebiet umfasst neben Elbenau und Grünewalde auch größere Waldgebiete. 2016 gab es eine Einsatzübung und insgesamt neun Einsätze, darunter zwei mittelgroße Brände, eine Ölspurbeseitigung, eine PKW-Bergung und fünf Alarmierungen über Brandmeldeanlagen. Insgesamt wurden 68 Einsatzstunden gezählt, etwa sieben pro Kameraden.

Der Ausbildungsstand verzeichnet ein hohes Niveau: Im Rahmen der Standortausbildung wurden 40 Dienst- und Ausbildungsabende mit 754 Stunden geleistet. Kamerad Peter Bitter verzeichnete 38 Dienste, 29 Hans-Jürgen Ohle und 28 Hartmut Böhmer und Marcel Ohle. Es erfolgte ein intensives Training auf dem Löschfahrzeug 10 mit dessen Geräten und Ausrüstung. Spezialausbildungen gab es mit dem SW 2000 zu Wasserversorgung und –transport. Bis 1500 m Wegstrecke können hier ohne andere Wehren bewältigt werden. In der Kreisausbildung nahm Thomas Haas am Funklehrgang, Christopher Sperlich am Lehrgang für Atemschutzgeräteträger und Marcel Ohle am diesbezüglichen Notfalltraining teil. Zum Ausbildungsstand: 1 Kamerad Verbandsführer, 5 Gruppenführer, 12 Truppführer, 7 Atemschutzgeräteträger, 12 TH1-Lehrgang, 7 Maschinisten, 1 ABC-Einsatz, 1 ABC-Erkundung, 3 Notfalltraining Atemschutz, 8 Führer der Motorkettensäge, 2 Führer TH-Einsatz, 3 Jugendfeuerwehrwart und 2 in der Ausbildung zum Feuerwehrmann. Ronald Mühlsiegel: „Gerade der Ausbildungsstand spiegelt die hohe Motivation der Elbenauer Kameraden wider. Das erfordert nicht nur den ehrenamtlichen, entgeltlosen Einsatz, sondern auch das Verständnis der jeweiligen Angehörigen.“  Unsere Wehren fallen nicht als glückliche Hilfe- und Dienstleister vom Himmel, sondern opfern Tag für Tag ihre kostbare Freizeit für das Gemeinwohl.

Zufrieden sind die Kameraden mit ihrem 20-jährigen, aber immer noch modernen Gerätehaus. Bedarf an Neuanschaffungen von Technik gibt es derzeit nicht. Die  Ausstattung entspricht der gültigen Feuerwehr-DIN und EURO-Norm. Ronald Mühlsiegel konstatierte am Samstag auch Höhepunkte außerhalb von Einsätzen und Ausbildung: einen Preisskat, das Osterfeuer, ein Billardturnier, einen erstmaligen Damenabend, einen Familiengrillabend (hier heißt er noch so und nicht Family Barbecue), ein Knobelturnier und die Weihnachtsfeiern. Auch im neuen Jahr wird es entsprechende Veranstaltungen geben, darunter eine Donatfahrt ab Steinhafen, blickte er voraus. Abschließend dankte der Stadtteilwehrleiter der Verwaltung für die gute Zusammenarbeit und für die Unterstützung der Kameradschaftspflege, aber auch seinen Kameradinnen und Kameraden für die geleistete Arbeit im vergangenen Jahr.

Sascha Kunstmann von der Jugendwehr zog anschließend ebenfalls eine positive Bilanz: 31 Dienstabende zählte diese, darunter den Löschangriff nass in Ranies. In Erinnerung bleiben auch ein Besuch des Hasseröder Ferienparks und ein Orientierungslauf im September, der Besuch des Badelandes in Wolfsburg im November und nicht zuletzt die Jahresabschlüsse im Dezember. Er sei dankbar, dass Wehrmitglieder, Eltern und Familien allesamt die Jugendwehr unterstützen.  Auch für 2017 habe man sich viel vorgenommen, unter anderem ein Zeltlager, wieder einen Löschangriff nass, einen möglichen 24-Stunden-Dienst, eine Wasserschlacht, den Besuch der Jugendwehr Rothensee und jede Menge Spaß bei allen Veranstaltungen.

Oberbürgermeister Bert Knoblauch dankte in seinem Grußwort allen Wehrmitgliedern für ihre Einätze und das Engagement in der Ausbildung. „Schön, dass der Schuh hier in Elbenau nicht so drückt wie manchmal woanders“, sagte er. Die Wehr ist immer da, wenn sie gebraucht werde, lobte das Stadtoberhaupt. Er unterstrich die Intentionen der anderen Redner, wonach ehrenamtliches Engagement eine gesellschaftspolitische Herausforderung darstellt. Auch er lobte die „tolle Jugendarbeit“ und brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass möglichst viele in den aktiven Dienst übernommen werden können.

Uwe Tandler, der – wie erwähnt - ebenfalls das Personalproblem thematisierte, sagte, dass es für ihn mehr als nur eine Pflicht sei, die Jahreshauptversammlungen zu besuchen, er komme jeweils gern. Die Elbenauer Wehr „funktioniere“, und auch die Jugendwehr sei „stabil“, lobte er. In diesem Zusammenhang würdigte er auch das Wirken des neuen Stadtwehrleiters Ronald Mühlsiegel. Unter anderem mahnte Uwe Tandler dann die Stabilisierung der ABC-Ausbildung an sowie die Findung einer gemeinsamen Richtlinie für die Bekleidungsordnung der Wehren. Nochmals erinnerte er an die Verantwortung des Stadtrates bezüglich der Brandschutzbedarfsplanung.

Der neue Abschnittsleiter Stephan Ziem stellte sich den Kameraden zunächst vor, übermittelte die Grüße des Kreisbrandmeisters und zeigte sich für alle anfallenden Fragen offen. Er wünschte der Elbenauer Wehr möglichst wenige Einsätze und ein immer heiles Zurückkommen von dort. Kamerad Ballerstedt vom Kreisfeuerwehrverband, der 99 Wehren im Salzlandkreis betreut, lobte besonders die Arbeit der Jugendfeuerwehr in Elbenau. Der Sicherheitsbeauftragte Siegfried Kliematz sagte, er stehe für Schulungen gern zur Verfügung, wünschte ein unfallfreies Einsatzjahr 2017 und sprach vom notwendigen Versicherungsschutz durch die Feuerwehr Unfallkasse FUK. Stadträtin Marlis Eckruth zeigte sich bereit, auch in Grünewalde für die Stärkung der Elbenauer Wehr zu werben. Wie Werner Grundmann auch dankte sie der Wehr für ihre Einsätze. Holger Goldschmidt sagte, dass man auch Jugendeinrichtungen für Werbeaktionen nutzen sollte, um den Bestand der Wehr(en) zu sichern. Und Sabine Krause vom Bürger- und Kulturverein Elbenau sprach von einer immer guten Zusammenarbeit zwischen Wehr und Verein, etwa beim Osterfeuer 2016. Sie blickte schon auf das Fest des 725-jährign Ortsteiljubiläums 2018 und kann sich auch hier diese gute Kooperation bei der Vorbereitung vorstellen. Der Jugendwehr übergab sie als Vereinsvorsitzende einen vielsagenden Briefumschlag.