Zur Himmelfahrt mit dem Rad in den siebenten Himmel

Es war eine Radpartie zu Himmelfahrt zum Heiratsmarkt nach Groß Rosenburg, die Erika und Georg Pohler aus der Schönebecker Johannes-R.-Becher-Straße schließlich in den siebenten Himmel führen sollte: Im Wonnemonat Mai des Jahres 1955 traf Georg seine spätere Frau dort, forderte sie zum Tanz auf, es funkte, und schließlich fragte man sich, wann wohl die letzte Fähre zurück fahre. Das war 24 Uhr, und sie einigten sich auf diese letzte Möglichkeit, so dass Georg seine Erika dann bis nach Hause in Pömmelte (sie stammte aus Glinde) begleiten konnte. Diese Begleitung hält bis heute an. Die damalige Weiterfahrt nach Schönebeck muss sehr kurzweilig gewesen sein, denn in Gedanken war er wohl die ganze Zeit bei Erika. Es entwickelte sich zunächst eine Fernbeziehung, weil er bei der Kasernierten Volkspolizei im berüchtigten Fünfeichen im „Meck-Pomm“ Dienst tun musste. Tja – damals gab es aber immerhin noch Liebesbriefe, und die wogen trotz ihrer Leichtigkeit schwer. Der Verlobung folgte dann später folgerichtig die Hochzeit. Schon vorher leistete Georg als AWG-Mitglied Aufbaustunde für eine Wohnung in Schönebeck-Mitte. Mit der Hochzeit 1959 in Pömmelte wurde in Schönebeck eingezogen, Schlüsselübergabe war ausgerechnet zu Stalins Geburtstag. Das war aber nebensächlich, denn beiden gefiel und gefällt es hier so gut, dass sie bis heute hier wohnen geblieben sind. Treue zur Wohnung und erst recht Treue zu sich und zu ihrer Zweisamkeit. Nun schon 60 Jahre lang. Nach dem „Nestbau“ wurden die zwei Töchter geboren, und man ahnte noch nicht, dass man später einmal zu viert zwei lange Jahre nach Kuba gehen würde. Als gelernter Maschinenschlosser, Meister und studierter Kfz-Ingenieur arbeitete Georg dort 1972-74 als Techniker und Entwicklungshelfer, seine Frau schaffte es irgendwann sogar als Mitarbeiterin in den „diplomatischen Dienst“. Zurück nach Hause: Als gemeinsames Hobby hatten sie das Camping für sich entdeckt, und „Räder“ als solche hatten es beiden angetan: Er fuhr leidenschaftlich gern Motorräder, hatte auf einer Werks-AWO des Dieselmotorenwerkes, wo er arbeitete, begonnen und reparierte seine Maschinen natürlich selbst. Sie arbeitete ebenfalls in jenem Werk, wählte in ihrer Freizeit aber gern das etwas feinere „Rad“, denn sie war Kunstradfahrerin – übte also einen eleganten, anmutigen und artistischen Sport aus. A propos Sport: Biede waren auch in der Seniorensportgruppe von UNION 1861 aktiv. Das Erstaunliche: Georg als Motorradenthusiast lernte erst sehr spät Fahrrad fahren, baute sich sein erstes allerdings ganz alleine zusammen. Dieses Rad wurde ihm dann zwar gestohlen, aber das Tandem Erika-Georg rollt bis heute weiter. Und sie haben nicht vor, abzusteigen.