Holocaust-Gedenken in Schönebeck (Elbe)

jener vielen Schülerinnen und Schüler, die sich offen zu ihrer demokratischen und weltoffenen Überzeugung bekennen würden. Immerhin bereits jeder vierte Bürger empfände heute Antipathie gegen Juden und dieser Antisemitismus hätte nun auch die Mitte der Gesellschaft erfasst. Johannes Golling zitierte mit Blick auf das Mahnmal und auf die Opfer den Propheten Jesaja: ?Siehe, in meine Hände habe ich dich eingegraben. Ich vergesse dich nicht.? Gymnasiasten nahmen die Gelegenheit wahr, über die geplante Reise ihrer Schulklasse zur Holocaust-Überlebenden Judy Urmann (Colorado, USA) zu informieren, die sich schon sehr auf die deutschen Jugendlichen freue. Andere Schüler erzählten die Geschichte der jüdischen Familie Landecker, eine der wenigen, die durch rechtzeitiges Emigrieren überlebte. Die stellvertretende Oberbürgermeisterin Ursula Adler sagte in ihrem bewegenden Grußwort unter anderem: ?Der Tag der unheilvollen Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung in Deutschland jährt sich heute zum 75. Male. Wie wir alle wissen, war der 9. November 1938 auch in unserer Stadt von schrecklichen Ereignissen begleitet. Die Synagoge in der heutigen Republikstraße wurde demoliert und entweiht sowie zahlreiche jüdische Geschäfte und Wohnungen verwüstet. Menschen jüdischer Herkunft wurden gedemütigt und später deportiert. Weit über 40 Schönebecker Juden wurden bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges von den Nazis ermordet. Es sollte ein sehr dunkler, ein grauenvoller Horizont sein, der sich mit diesem Novembertag dem jüdischen Volk, aber auch den europäischen Völkern insgesamt und nicht zuletzt auch dem deutschen Volke selbst eröffnete. Die Menschen waren nach dem Holocaust und nach dem Kriege aufgerufen, dieser Dunkelheit des Naziterrors und der Bilanz des Schreckens  etwas Hoffnungsvolles, einen von Menschlichkeit geprägten neuen Anfang entgegen zu setzen. Jede neue Generation ist seither dazu aufgerufen, die Flamme unserer Erinnerungs- und Gedenkkultur  nicht erlöschen zu lassen. Es ist ein Licht des Friedens, des Humanismus und der Demokratie. Es ist ein Tag der Mahnung. Angesichts der Unfassbarkeit des Geschehenen sollten sich alle Demokraten darin einig sein, gemeinsam gegen jeden neuen, von Gewalt geprägten Extremismus gesellschaftlich aufzubegehren und anzukämpfen. Das Geschehene fordert eine Gedankentiefe in uns heraus, deren Schwere uns nicht starr, sondern stark machen soll. Wir verneigen uns heute ein weiteres Mal vor den Opfern. Wir vergessen Euch nicht." Gebete und Lieder von Schülern ergänzten den Gedenknachmittag.