Seniorenbefragung in der Stadt Schönebeck: Ältere Elbestädter fühlen sich in ihrer Heimatstadt wohl

seniorenfreundliches Klima. Dennoch zeigen die Antworten der  knapp 1000 Befragten deutlich, dass es vor allem durch den demografischen Wandel dringend Handlungsbedarf gibt. Die Zahlen und Daten, die der ehrenamtliche Geschäftsführer des Allgemeinen Behindertenverbandes Sachsen-Anhaltes, Frank Schiwek, bei der Vorstellung der Seniorenbefragung vortrug, sprechen für sich. Die Einwohnerzahl Schönebecks ist seit 1999 um 4.425 Einwohner ? dabei sind allerdings die neuen drei Ortschaften Pretzien, Plötzky und Ranies nicht berücksichtigt - zurückgegangen. Ohne die drei ostelbischen Ortsteile hat Schönebeck per 31.12.2009 31.366 Einwohner. 10.000 Personen davon - und dies sind immerhin ein Drittel - haben mindestens das 60. Lebensjahr erreicht. Sehr nachdenklich stimmt: Bis 2025 wird die Zahl der Einwohner der Stadt Schönebeck auf 26 424 zurückgehen, so Schiwek. Wichtig war es daher für alle Beteiligten, dass man die Wünsche der Schönebecker Senioren kennt und bei künftigen Vorhaben berücksichtigt. Die Auswertung der Ergebnisse aus 41 Fragen zeigte klar, dass die Älteren noch aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben und es mit gestalten möchten. Für Schönebecks Oberbürgermeister Hans-Jürgen Haase spiegelt die Studie das Leben in der Elbestadt wider. Unsere Senioren wissen in der Regel genau, was sie wollen und brauchen. Ihre Lebensvorstellungen sind meist realistisch und modern geprägt. Da sie überwiegend sehr lange in ihrer Heimatstadt leben, zumeist schon seit den Kindheitstagen, kennen sie ihre Stadt genau und verfügen über sehr viele soziale Kontakte. Sie wohnen überwiegend zur Miete, mit dem Ehepartner oder allein. Mit der Wohnsituation sind sie zumeist zufrieden, wünschen sich aber Anpassungsmaßnahmen innerhalb der Wohnung oder eine altersfreundliche Wohnung in ihrem Wohngebiet. Hier sind dann ein Aufzug, der Balkon, die ebenerdige Dusche und die Barrierefreiheit für die Senioren sehr wichtig. Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte sollten in unmittelbarer Nähe sein, aber auch öffentliche Verkehrsmittel. Ein eigenes Auto besitzen noch rund 60 % der Senioren, genutzt wird es aber nur noch von 21 % täglich. Das lässt darauf schließen, dass die Sicherheit im Straßenverkehr doch deutlich nachgelassen hat und man eher auf öffentliche Verkehrsmittel baut. Mehr als die Hälfte der Senioren können nicht auf die Kinder als Pflegefaktor zurückgreifen, entweder sind die Kinder der Arbeit hinterher gezogen oder es sind überhaupt keine Kinder vorhanden. Dieser Umstand ist ihnen sehr bewusst und sie sind offen für moderne Wohnformen. 34 % der befragten Senioren können sich vorstellen, in einem Mehrgenerationshaus zu leben. 49 Senioren können sich sogar vorstellen, in einer Seniorenwohngemeinschaft zu leben, auch hier ist ein deutlicher Trend zu erkennen. Bei der Frage nach der Miete, die man für eine altersfreundliche Wohnung zahlen würde, liegt die Antwort mehrheitlich im Bereich unter 4,00 ? qm. Hier kann sowohl Wunschdenken als auch die persönliche finanzielle Situation die Antwort geprägt haben. Fest steht, altersfreundliche Wohnungen kosten ihren Preis. Alternativen, wie Wohngemeinschaften, können Einsparungen erreichen, da die Gemeinschaftsfläche durch mehrere Bewohner geteilt wird und Kostenminderungen nach sich ziehen. Sicherheit in der eigenen Wohnung spielt bei den Befragten eine eher untergeordnete Rolle. Obwohl über 75 % ein Hausnotrufsystem kennen, nutzen nur rund 6 % dieses. Hilfsmittel in der Wohnung, die die Sicherheit für Senioren erhöhen, sind eher nicht vorhanden. Bedenkt man den starken Wunsch von 540 Senioren, lange in ihrer Wohnung verbleiben zu können, ist diese Relation unverständlich. Hier ist eine große Aufklärungsarbeit und Beratung notwendig. Dabei ist auf eine umfassende Einbeziehung der Gruppe der Angehörigen zu achten. Eine wichtige Voraussetzung für ein hohes Maß an Lebensqualität von Seniorinnen und Senioren sowie für ein gesundes Altern stellt die Sicherung einer angemessenen medizinischen Versorgung dar. So wird die gesundheitliche Versorgung besonders von älteren Menschen nach den Grundsätzen ?ambulant vor stationär? und ?Rehabilitation vor Pflege? gestaltet. Dabei kommt der Geriatrie (Altersheilkunde) mit ihrem interdisziplinären Ansatz, der Pflegerinnen, Sozialarbeiterinnen ? Psychologen, Ergo-, Physiotherapeuten und Seelsorgerinnen unter ärztlicher Anleitung zusammenbringt, und der geriatrischen Rehabilitation eine besondere Bedeutung zu. Das Gesundheits- und Vorsorgebewusstsein ist gut ausgeprägt, regelmäßige Arztbesuche gehören zur Normalität im Leben der Befragten. Unsere Senioren vermissen aber insbesondere Fachärzte die Erkrankungen des Alters behandeln. Hier ist der Versorgungsschlüssel als zu niedrig einzustufen, da mit einem steigenden Anteil der Senioren in einer Stadt auch der Anteil solcher Fachärzte entsprechend steigen muss. Im Falle eines persönlichen Pflegefalles ist die vorsorgliche Auseinandersetzung mit der Problematik nicht sehr ausgeprägt. 20% der Befragten haben sich noch nicht mit diesem Umstand auseinandergesetzt. Nimmt man die Ergebnisse aus der Befragung nach zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln und Hausnotruf bei der Betrachtung mit zur Grundlage, ist festzustellen, dass bei einem großen Teil der Befragten mehr an die persönliche Verantwortung appelliert werden muss. Noch ist die Mehrzahl der Befragten aktiv und mobil. 66 % fahren noch regelmäßig Fahrrad, 54 % fahren regelmäßig oder gelegentlich mit ihrem Auto. Der überwiegende Teil ist in der Freizeit unterschiedlich mit Hobbys beschäftigt und auch stark in Vereinen organisiert. Damit ist, solange die Mobilität vorhanden ist, auch die Kommunikation ausreichend gegeben. Schwierig wird die Situation, wenn die Gesundheit Einschränkungen für die Senioren nach sich zieht. Hier wird dann der Aktionsradius stark vermindert und soziale Kontakte nehmen erheblich ab. Wenn dann keine altersgerechte oder barrierefreie Wohnung zur Verfügung steht, ist das Verlassen der eigenen vier Wände nur noch mit Hilfe möglich. Da ein großer Teil der Befragten hierfür nicht mehr auf die Familie zurückgreifen kann, muss dafür gezahlt werden, sofern keine Pflegestufe vorhanden ist. Alternativ dazu stehen in der Stadt Schönebeck vielfältigste caritative und ehrenamtliche Angebote zur Verfügung. Zusammenfassend unterstreichen die Ergebnisse der Befragung, dass in der Stadt Schönebeck durch vielfältiges Engagement hauptamtlich Tätiger und ehrenamtlich arbeitender Bürgerinnen und Bürger ein seniorenfreundliches Klima herrscht. Damit wird das Bild eines im landesweiten Vergleich sehr positiven Rufes der Stadt Schönebeck in Bezug auf soziales Engagement und Netzwerkarbeit unterstrichen. Gleichzeitig konnte aber aufgezeigt werden, dass es -auch in Anbetracht des einsetzenden demografischen Wandels - viele Handlungsfelder gibt, die es für die Zukunft zu beachten und zu bearbeiten gelte. Ziel müsse es sein, auch in Zukunft alles politische, öffentlich-wirtschaftliche und soziale Handeln dahingehend auszurichten, die Stadt seniorenfreundlich zu erhalten und zu gestalten, hieß es.