Einzigartige Kulturlandschaft Europas: Ringheiligtum zieht weitere Kreise

eines etwa 50-60 Jahre alten Mannes nebst Trinkgefäß illustrierte die neuen Funde eindrucksvoll. Darunter waren unter anderem auch ein kurioses Armschutzplättchen für Bogenschützen, Pfeilspitzen, ein Mahlstein mit Mahlkugelstein sowie wunderbar mit Schmuckritzungen versehene Tonkrüge der Schnurkeramikkultur aus der Zeit 2350 bis 2800 vor Christi Geburt. Bei einem Rundflug vom Zackmünder Flugplatz aus hätte sich jüngst möglicherweise sogar noch eine dritte Siedlung bzw. Kultstätte ins Blickfeld geschoben. Harald Meller bezeichnet die damalige Epoche als gewissen Beginn der Moderne, denn bislang individuell hergestellte Gegenstände, also Unikate, wurden damals erstmals von in Serie hergestellten Dingen abgelöst, da seien wir ja heute noch, wenn man an Autos, Kleidung oder Teelöffel denkt. Das sei damals schon die „Revolution des identischen Designs“ gewesen, so der Landesarchäologe. Auch der Übergang zu einer früh-staatsartigen Struktur und der Beginn von „arm und reich“ zeige, dass wir heute im Grunde nicht viel weiter seien. Andererseits gab es schon damals hervorragende Denker und es bildete sich eine Elite heraus. Der Macher etwa der Himmelsscheide sei ein früher Einstein gewesen. Wenn in Stonehenge Steinsäulen für die rituellen Kreise prägend sind, hat man die Findlinge bei Schönebeck verbaut oder für Werkzeuge zerschlagen und somit Holz als Grundlage der Kultstätten verwendet, wahrscheinlich haltbares und schweres Eichenholz. Dr. Gunnar Schellenberger stellte fest, dass man schon damals von einer Art internationalem Zusammentreffen hierzulande sprechen konnte, kamen unsere Vorfahren doch vor allem aus den russischen Steppen oder von den Turkvölkern her. Diese ganze, großartige Entwicklung heute nachvollziehen zu können, sei ein weiteres Indiz dafür, von Schönebeck als kleiner Kulturmetropole sprechen zu können. „Nur wer weiß, woher er kommt, weiß auch, wohin er gehen muss.“ Der Union Jack weht übrigens auch schon am Zackmünder Flughafen, da fehle nur noch die Europafahne. So darf man sich schon jetzt auf ein Mehrzweckgebäude für Besucher am Ringheiligtum im nächsten Jahr freuen, in dem sich neben Informationen auch ein kleines Café befinden wird. Schon jetzt zählt man hier jährlich 30- bis 40.000 Besucher aus aller Herren Länder, und es sollen noch viel mehr werden. Die „Himmelswege“ Sachsen-Anhalts laufen hier bei Schönebeck jedenfalls zu einem europaweiten Glanzpunkt zusammen, kristallisiert sich immer mehr heraus. Professor Bertemes merkte an, dass die alte Internationalität dieser Kultstätte – unser aller gemeinsame Wurzeln – doch zeigen würden, welchen Unsinn beispielsweise der Brexit an andere nationalistische Bestrebungen darstellen würden. Harald Meller ergänzte augenzwinkernd: „Sogar die von uns nachgewiesenen Trinkzeremonien dieser Glockenbecher-Menschen sind ein weiteres Indiz dafür, dass es sich damals im Grunde um den Beginn der modernen Gesellschaft im gesamten Nordeuropa handelte.“