Stadtbibliothek: Erik-Neutsch-Lesung 2018

da ganz offenbar Schönebeck (Elbe) darstellte und in der die Lehrerin Ulrike nach dem Kriege in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone eine erste Liebesbeziehung erfährt, bei Spaziergängen die Elbauen mit ihren Türkenbundlilien erkundet und von der Vernichtung von Nazi-Büchern am Bahnbrückental erfährt. Erik Neutsch selbst indessen, der hier sicher auch Erinnerungen seiner Jugend in Felgeleben-Sachsenland einfließen ließ, wurde am 21. Juni 1931 in Schönebeck geboren, lebte in Halle und starb dort 2013. Die Lesung konnte dazu beitragen, an diesen DDR-Autor zu erinnern, aber mehr noch für sein literarisches Werk in seiner Geburtsstadt Interesse zu wecken. Es ist wohl nicht übertrieben, dass Neutsch in eine Reihe mit bedeutenden ostdeutschen Autorinnen und Autoren wie Christa Wolf oder Hermann Kant zu stellen ist, wenn er auch nicht diesen großen Bekanntheitsgrad hat. Aber er hat anders als andere nie die große Bühne gesucht, er war eher ein zurückhaltender und ebenso streitbarer Fleiß- und Geistarbeiter. Wer weiß denn schon, dass aus unserer Region gleich mehrere Schriftsteller kommen, nach deren Werken sogar Spielfilme entstanden, wenn diese auch kaum das geschriebene Wort ersetzen können: Nach Brigitte Reimann aus Burg entstanden die anspruchsvollen Filme über „Franziska Linkerhand“, nach Dorothea Iser aus Magdeburg der dramatische DEFA-Film „Vernehmung der Zeugen“ über einen Schülermord in Parey/Elbe und nach Erik Neutsch eben jene „Spur der Steine“, die Manfred Krug bekannt gemacht hat. Das literarische Werk Erik Neutschs ist beachtlich. „Auf der Suche nach Gatt“, „Claus und Claudia“ sowie „Die Liebe und der Tod“ sind nur einige der weiteren Werke. Eine Spur zieht sich auch durch seine 40-jährige Arbeit an seinem fünfteiligen, unvollendeten Hauptwerk, dem Epos „Der Friede im Osten“. Man könnte sagen, diese Lesung, diese Würdigung Erik Neutschs kam spät, mit Blick auf den Autor sicher auch zu spät, aber mit Blick auf die Bewahrung und Wertschätzung seines Werks ist es vielleicht nie zu spät. Gleichwohl: Nach der politischen Wende hat es keine engere Beziehung Erik Neutschs zu seiner Geburtsstadt Schönebeck mehr gegeben. Möglicherweise haben sich Besuche auf den privaten Rahmen beschränkt. Bert Knoblauch: „Es hat zwar einige vage Kontaktversuche seitens der Stadt gegeben, aber sie haben leider zu keinem fruchtbaren Ergebnis geführt. Dies mischt ein wenig Wehmut in das heutige Ereignis.“ Um so besser, dass es die Lesung gab...