IBA Stadtumbau 2010 feierlich eröffnet

Dieser hatte auch seine für den städtischen IBA-Prozess verantwortlichen Stadtplaner um Baudezernent Guido Schmidt mitgebracht. Am heutigen Tage wird die eigentliche Dachausstellung der IBA im Dessauer Bauhaus offiziell eröffnet (ab morgen öffentlich), ebenfalls in Anwesenheit der Bürgermeister und Oberbürgermeister. Auch hier ist ein Teil der Ausstellung auf zwei Ebenen der Stadt Schönebeck (Elbe) und seinem IBA-Thema "siebzehnhundertvierundsiebzig" gewidmet (wir berichteten).

Professor Böhmer würdigte in Magdeburg zunächst den Ideengeber der IBA, Prof. Omar Akbar, sowie die Macher seitens des IBA-Büros sowie der Städte und nicht zuletzt der beteiligten Bürger. Angesichts des Bevölkerungsrückgangs in Sachsen-Anhalts wollte man nicht einfach Gras über verlassene Siedlungen und Quartiere wachsen lassen wie nach dem 30-jährigen Krieg oder bei den Inkas, sagte er. Vielmehr müsse man aus weniger mehr machen, aus weniger Quantität mehr Lebensqualität, "weniger sei Zukunft", wie es das IBA-Thema sage. Dies könne auch die Verbundenheit der Bürgerschaft mit ihrer Stadt stärken.

Auch der ehemalige Bundesumweltminister und weltweit anerkannte Experte für Öko-Politik Professor Klaus Töpfer griff das Wort vom "Weniger ist Zukunft" auf seine Weise auf. Nicht mehr nur das Bruttosozialprodukt, sondern die auf Kleinteiligkeit und Regionalität orientierte und hier die sinnerfüllende Gemeinschaft suchende Bürgerschaft müsse ein wesentliches Ziel der Zivilgesellschaft sein. Wachstum dürfe es nicht um jeden Preis geben, etwa auf Kosten der Ökologie. Ein Land wie Bhutan, welches das Wachstum des BSP aus seiner Verfassung verbannte, wäre derzeit in aller Munde, wenn man Experten gesellschaftlicher und urbaner Entwicklungen weltweit befrage. Bürgerschaftliches Engagement rücke in den Mittelpunkt. Ein afrikanischer Umweltminister (Mauretanien) habe ihm einmal gesagt: "Ihr in Europa habt die Uhr. Wir haben die Zeit." Die ostdeutschen Innenstädte bezeichnete Töpfer als das Tafelsilber der Einheit, die unbedingt in den Blickpunkt gehörten. In der notwendigen Regionalisierung sieht er ein mögliches Gegengewicht zu destruktiven Tendenzen der rasenden Globalisierung. Ministerpräsident Böhmer wand ein, dass man von ferne leicht so (idealistisch) diskutieren könne, aber vor Ort immer sehen müsse, was auch bezahlbar sei. So würde zum Beispiel an den verschiedenen Gebietsreformen kein Weg vorbei geführt haben. Schönebecks Oberbürgermeister Haase erhofft sich vom IBA-Prozess langfristig konkrete Projektförderungen und eine Belebung der Stadtentwicklung. Schönebecks Ziele unter seinem IBA-Thema sind denn auch die Stärkung der Stadtkerne, die Entwicklung von Brachflächen und das Flächenmanagement von Kleingartenarealen. Die Schönebecker IBA-Ausstellung in der Steinstraße wird am 17. April eröffnet, der IBA-Stadtlauf durch die Kolonistenstraßen einen Tag später durchgeführt.