Modellprojekt Mobiler Marktplatz 4.0 - Onlineumfrage

Nachbarschaftshilfe digital

Mobiler Marktplatz 4.0

Nachbarschaftshilfe weiter fassen. Das will der Salzlandkreis mit dem „Mobilen Marktplatz 4.0“. Ziel des Projekts ist, eine Plattform zu entwickeln, auf der die täglichen Bedarfe der Bürger aus dem Salzlandkreis mit regionalen Warenangeboten zusammengeführt werden. Damit will die Kreisverwaltung sowohl die Versorgung insbesondere in kleineren Orten erhalten bzw. verbessern als auch die hiesige Wirtschaft unterstützen. „Die Digitalisierung hat schon seit langem das Einkaufen verändert. Dieses Projekt bietet die Möglichkeit, den Online-Handel und die lokalen Händler vor Ort miteinander zu verbinden. Es kann die vorhandene Nachbarschaftshilfe ausweiten, sagt Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch. Landrat Markus Bauer ist überzeugt: „Mit diesem innovativen Projekt können wir dem Wohn- und Wirtschaftsstandort neue Impulse verleihen.“

Das Modellprojekt „Mobiler Marktplatz 4.0“ ist mittlerweile in eine neue Phase eingetreten. Mit Hilfe einer anonymen Online-Umfrage auf der Internetseite des Salzlandkreises will die Kreisverwaltung jetzt datenschutzkonform wissen, welche Waren sich die Bürger wünschen und inwiefern sich Händler und Logistikfirmen vorstellen können, entsprechende Angebote zu unterbreiten. Insofern ist die Umfrage auch in Nutzer und Anbieter unterteilt. Da sich neben Firmen natürlich auch Privatpersonen aktiv an der Nachbarschaftshilfe beteiligen sollen, ist aus Sicht der Kreisverwaltung eine Doppelrolle ausdrücklich gewünscht.

Dass diese Nachbarschaftshilfe im kleinen Kreis längst gelebt wird, weiß die Vorsitzende des Kreisseniorenrates Rosemarie Ziem aus Eggersdorf aus Erfahrung nur zu gut. Sie sagt, in vielen kleinen Orten im Salzlandkreis helfen sich die Bürger gegenseitig, weil es ansonsten keine Einkaufsmöglichkeiten mehr gibt. „Das Projekt ist deshalb ein vielversprechender Ansatz, um diese Hilfe stark auszubauen.“ Sie sagt, das Vorhaben sei notwendig, da die Bevölkerung im Durchschnitt in den nächsten Jahren immer älter werde. Daneben habe auch die Corona-Pandemie gezeigt, wie wichtig gegenseitige Unterstützung sei.

Die bisherigen Erfahrungen im Modellprojekt zeigen laut Sebastian Marschall von der RKW Sachsen-Anhalt GmbH, dass auch bei älteren Menschen zunehmend bereits sind, sich auf digitale Lösungen einzulassen. Das RKW unterstützt den Salzlandkreis bei den verschiedenen Umfragen. Zudem seien digitale Marktplätze gerade im ländlichen Raum geeignete Lösungen, um die Nahversorgung zu sichern und attraktiver zu gestalten. „Wir wollen im Salzlandkreis eine Lösung erarbeiten, die möglichst passgenau für alle Beteiligten ist, um eine hohe Akzeptanz zu sichern“, sagt Sebastian Marschall. Dazu wird auch gehören, dass neben der digitalen Plattform Bestellungen auch telefonisch abgegeben werden können. Landrat Markus Bauer ergänzt: „Wir bedenken die Sorgen der Bürger bei der zunehmenden Digitalisierung stets mit.“

Das Konzept des vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung geförderten Projekts „Mobiler Marktplatzes 4.0“ sieht nach Angaben des zuständigen Stabsstellenleiters für Digitalisierung und Innovation, Dirk Helbig, wie folgt aus: Ein Nutzer meldet den Bedarf auf einem digitalen Marktplatz an. Verschiedene Dienstleister prüfen, inwiefern sie diesen Bedarf abdecken können. Praktisch könnte ein Landhandel oder ein Supermarkt die gewünschten Waren zusammenstellen, eine Firma oder eine Privatperson liefert die Bestellung ab; im Idealfall auf Strecken, die ohnehin gefahren werden. „Das ist Wirtschaftsförderung pur“, sagt der Landrat.

 

Die Vorteile liegen auf der Hand: Einerseits kann der Bedarf der Bürger auch unter schwieriger werdenden Bedingungen wohnortnah in den kommenden Jahren individuell abgedeckt werden. Vor allem ältere Bürger könnten so länger in ihren eigenen vier Wänden leben. Daneben können Händler und Firmen aus der Region neue Kunden gewinnen und unter Umständen weitere Umsätze generieren. Landrat Markus Bauer sieht darin einen smarten Ansatz, die bisher geschaffenen Werte im Salzlandkreis zu erhalten. Er ruft deshalb dazu auf, sich zu beteiligen. „Je mehr mitmachen wollen, desto größer ist die Chance, tatsächlich die Vorstellungen im Sinne unserer Bürger mit Hilfe des Internets umsetzen zu können.“

Ähnlich äußerst sich auch Staßfurts Oberbürgermeister Sven Wagner. Er sagt: „Die Digitalisierung schreitet in allen Lebensbereichen voran. Das beeinflusst besonders das Einkaufsverhalten der Bevölkerung. Wir sehen daher in dem Projekt die Chance, Brücken zu bauen zwischen dem stark wachsenden Online-Handel und dem stationären Handel vor Ort. Gelingt das, wäre es ein entscheidender Mehrwert für unsere Region.“ Staßfurt begleitet das Modellprojekt als eine der ersten Kommunen im Salzlandkreis besonders eng. Grund ist, dass die Stadtverwaltung mit dem Projekt „Staßfurter Marktplatz“ auf der eigenen Internetseite während der Corona-Krise sehr gute Erfahrungen gesammelt hatte. Über 40 Händler nutzen seitdem die Möglichkeit, ihre Waren und Dienstleistungen zu bewerben.

Ebenfalls als Partner weiß der Salzlandkreis die Kaufmannsgilde aus Aschersleben an seiner Seite. Dessen Vorsitzender Martin Lampadius sagt: „Mit diesem Projekt können aus Risiken Chancen werden.“ Für Händler könne die dahinter stehende Idee einen großen Mehrwert bieten. Das sieht auch Stephan Lähne so, Inhaber des Edeka-Marktes in Calbe. Er stellt auf Wunsch bereits Waren zusammen und liefert sie aus. Das Vorhaben des Salzlandkreises hält er für den richtigen Weg, die Versorgung der Bürger auch künftig zu gewährleisten.

Die Online-Umfrage wird im September ausgewertet. Auf Grundlage dieser Daten erarbeitet der Salzlandkreis dann einen Vorschlag zur Gestaltung eine Online-Plattform. Auch daran können sich sowohl Privatpersonen als auch Firmen beteiligen. Bis Mitte nächsten Jahres werden sich Modellregionen im Landkreis herauskristallisieren, in denen das Konzept getestet wird. Dabei soll auch eine Beta-Version für den „Mobilen Marktplatz 4.0“ programmiert werden. Betrachtet werden dabei auch unterschiedliche Bezahlmethoden. Hier geht es zur Online-Umfrage.